
Eine theatrale Performance zu Fragen des Kolonialismus und zum ehemaligen Klever Statthalter Graf Johann Moritz
- Text und Regie: Rinus Knobel
- Übersetzung: Ohler & van der Linden
- Mit Crischa Ohler und Sjef van der Linden
- Ab 14 Jahren
- Sa 25.11. 19.00 Premiere
- Mo 27.11. 10.00
- Di 28.11. 10.00
- Mi 29.11. 10.00
- Sa 02.12. 19.00
In dieser Vorstellung, einer Mischform aus Performance und Theater, lassen wir den Grafen Johann Moritz von Nassau-Siegen, den ‚Lieblingsprinzen’ der Klever, lebendig werden. Er war Gouverneur in Brasilien von 1635 – 1643 und Statthalter von Kleve ab 1647 bis zu seinem Tod 1674 in Bedburg-Hau. Gerne ließ er sich mit seinem Wahlspruch verewigen: ‘quo patet orbis – soweit der Erdkreis reicht’.
Im Mittelpunkt unserer Vorstellung stehen – wie in unserer Urfassung im Museum Kurhaus Kleve im Sommer ’23 – seine kulturellen Errungenschaften für Kleve und seine Verwicklungen in den Sklavenhandel in der brasilianischen Kolonie. Aber wir beschäftigen uns in unserer Weiterbearbeitung ebenso mit den Folgen des Kolonialismus für Flucht und Migration heute.
Neuere Forschungen zeigen, dass Johann Moritz nicht nur selbst Sklaven auf seinen Zuckerplantagen in Brasilien hielt, sondern sich auch aktiv am Sklavenhandel bereicherte. Dieser Teil der Geschichte von Johann Moritz wird nur sehr zögerlich ernstgenommen. Ganz anders als in den Niederlanden, wo diese Aufarbeitung wesentlich transparenter, offener und kritischer betrieben wird.
Können wir Johann Moritz aus der damaligen Zeit heraus begreifen? Inwieweit ist er ein Repräsentant der damaligen Denkweise, die die Kunst und die Schönheit feierte – und die brutale Ausbeutung, Unterdrückung und Ermordung von Zigtausenden von Sklaven als ‚normal’ ansah. Und das alles unter dem Deckmantel des Humanismus.
Aber wie weit geht unser Humanismus heute? Wir tragen keine Verantwortung für die Vergangenheit, aber für Gegenwart und Zukunft. Inwieweit wurde damals der Boden geschaffen für die Flüchtlingsströme und -dramen von heute? Welche Bedeutung könnten wir seinem Wahlspruch heute geben: ‚soweit der Erdkreis reicht’?